Lesen Sie noch oder Skimmen Sie schon?

Wird Ihre Webseite gelesen? Sind Sie sich da ganz sicher?

Tatsächlich liest längst nicht jeder Besucher einer Webseite die enthaltenen Texte. Und selbst wenn das sein Ziel ist, macht er das nicht als erstes.

Der Besuch einer Webseite geschieht ganz unbewusst in drei Phasen unterschiedlicher Wahrnehmungstiefe. Jede hat ihre Berechtigung. Individuelle Vorlieben der Besucher spielen hier ebenfalls eine Rolle.

Eine erfolgreiche Webseite liefert ihren Konsumenten für jede Phase die passenden Inhalte.

Was passiert beim Besuch einer Webseite?

Schritt 1: Skimmen - der erste Eindruck zählt

Ein Besucher möchte zuerst wissen, ob die gefundene Webseite das enthält, was er gesucht hat. Er überfliegt in Sekunden die Webseite nach der Antwort die Frage: Bin ich hier richtig?

Bei diesem ersten Eindruck werden nur markante Seiteninhalte wie groß geschriebene Überschriften und Bildmotive im oberen Bereich der Webseite wahrgenommen. Der restliche Seiteninhalt ist nicht mehr als ein Hintergrundrauschen.

Beim Überfliegen unterstützen ihn

  • passende Suchbegriffen in den Überschriften
  • ansprechenden Fotos oder Grafiken
  • ein strukturierter Seitenaufbau.

Am wichtigsten sind Hauptüberschriften. Diese sollten kurz und prägnant sein. Ideal ist eine Länge von 4-5 Wörtern. Seiteninhalte müssen in gut abgegrenzte Blöcke aufgeteilt sein. Bandwurmtext schreckt dagegen eher ab. Beim Skimmen wird nur etwa 10-20% des Seiteninhalts erfasst.

Markante Seiteninhalte werden auch als Skimmstopper bezeichnet.

Sie helfen dem Besucher, sich schnell zu orientieren, und verhindern, dass er sofort abspringt.

Schritt 2: Scannen - Informationen erfassen

Wenn Ihre Webseite das Interesse des Besuchers geweckt hat, wird er als nächstes gezielt nach bestimmten Informationen suchen: Wo finde ich was?

Webseiten-Besucher lesen nun

  • Zwischenüberschriften
  • die ersten und letzten Einträge von Aufzählungen
  • einzelne Sätze am Beginn und Ende von Textblöcken

Dabei springen sie durch die Seite, bis sie das Gesuchte gefunden haben. Farblich oder fett hervorgehobene Schlagwörter sind hier hilfreich, um Informationen kompakt darzustellen. Bei längeren Seiten bietet sich ein Seiteninhaltsverzeichnis mit Verlinkung an. Der Besucher betrachtet beim Scannen bis zu 50% der Inhalte.

Schritt 3: Lesen - Inhalte vertiefen

Ist der Besucher am Ziel seiner Suche angekommen und hat noch nicht alle notwendigen Informationen bekommen oder verstanden, wird er sich bei mit weiteren Details beschäftigen. Erst jetzt werden ganze Sätze und längerer Text gelesen. Hierbei wird das bei den vorherigen Schritten erlangte Wissen vertieft. Je nach Thema, Seitenaufbau und Interesse des Besuchers werden 70-100% der Seiteninhalte betrachtet. Auch hier können noch ganze Abschnitte übersprungen werden, weil sie uninteressant oder bereits bekannt sind.

Auch beim Lesen unterstützen ihn die bereits beim Scannen erfassten Strukturen. So kann er gezielt die Texte lesen, die ihn interessieren und andere Bereiche überspringen.

Manche Besucher erreichen diesen Schritt niemals. Und manchmal ist das auch gar nicht nötig. Wenn der Leser mit den gefundenen Informationen zufrieden ist, haben Sie Ihr Ziel erreicht. Er wird den Bestellknopf klicken, Ihren Newsletter abonnieren oder Kontakt aufnehmen. Oder er hat einfach nur sein Wissen erweitert oder sich die Zeit vertrieben.

Ob eine Seite alle drei Schritte ermöglichen sollte, hängt von Zielgruppe und Seiteninhalt ab. Eine Fachinformation wird ohne vertiefenden Text nicht auskommen. Andere Daten lassen sich vielleicht besser in Diagrammen darstellen.

Eine Webseite sollte jedem Besucher der geplanten Zielgruppe ermöglichen, seinen individuellen Informationsbedarf einfach und schnell zu decken. Gutes Webdesign unterstützt ihn dabei.

Skimmen ist keine Erfindung der Neuzeit

Schon das Überleben in der Natur verlangt nach einer Art Skimmen. Wo bewegt sich etwas, wo lauert ein Feind, wo gibt es etwas zu essen. Erst wenn die wichtigsten Fragen geklärt sind, bleibt Zeit, sich mit Details zu beschäftigen. Auch wenn unser Überleben nicht mehr in dieser Form gefährdet ist, so wenden wir doch im Alltag unentwegt diese Verhaltensweisen an. Ob beim Besuch im Supermarkt, beim Einkaufsbummel, im Freizeitpark und selbst im Urlaub, überall folgt unsere Einschätzung des Umfeldes denselben Regeln.

Im heutigen schnelllebigen Zeitalter der Reizüberflutung erlangt Skimming immer mehr Bedeutung. Wenn alles größer, schneller und unwichtiger wird, muss sich die Relevanz einer Information erst einmal beweisen. Welche Mail wird gelesen? Welcher Brief wird geöffnet? Welche Nachricht wird verbreitet?

Facebook, Twitter & co. unterstützen diesen Trend, indem Informationen in kleinstmöglichen Paketen präsentiert werden.

Dadurch sinkt die Bereitschaft, sich mit Details überhaupt noch zu beschäftigen. Für viele Besucher ist daher das Skimmen die einzige Wahrnehmungsstufe.